Interview mit Robert Weber, Bauleiter bei Groth & Co., Neustrelitz
Seit wann sind Sie dabei, Herr Weber?
Im August 2012 habe ich eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Groth & Co. in Neustrelitz begonnen. Seinerzeit bin ich durch einen Zeitungsartikel auf den freien Ausbildungsplatz aufmerksam geworden. Allerdings kannte ich die Firma schon ein wenig durch Ferienarbeit und Praktika.
Wie wurden Sie während der Ausbildung im Unternehmen eingesetzt?
Während der Ausbildung zum Industriekaufmann habe ich alle Bereiche durchlaufen. Das ging von der Buchhaltung und Kalkulation bis hin zum Einkauf. Zudem habe ich in der Ausbildung auch schon die Bauleitung unterstützt und bekam so gute Überblicke über Abläufe und Prozesse, da ich in allen Bereichen und Abteilungen – teilweise auch am gleichen Bauvorhaben – mitgearbeitet habe. Als sich in der Berufsschule dann die Möglichkeit auftat die Ausbildung zu verkürzen, habe ich die Chance genutzt und nach Absprache mit Groth & Co. bereits im Januar 2015 vorzeitig ausgelernt.
Und wie funktionierte der Berufseinstieg?
Mit der abgeschlossenen Ausbildung wurde ich bei Groth & Co. sofort übernommen und habe dann größtenteils Ausschreibungen im Bereich Kalkulation bearbeitet. Auf dem Heimweg nach der mündlichen Abschlussprüfung kristallisierte sich bei mir bereits der Wunsch nach mehr heraus, nach einer weiteren Ausbildung oder einem Studium.
Woran haben Sie da gedacht?
Durch die Einblicke in die Bauleitung während und nach meiner Ausbildung wollte ich auch in diesem Bereich weitermachen und ein Studium zum Bauingenieur anfangen. Gleichzeitig wollte ich gerne bei Groth & Co. in Neustrelitz bleiben. Das Unternehmen war sofort gesprächsbereit und so konnte ich mich nach einem geeigneten Studienplatz in dualen und berufsbegleitenden Studiengängen umschauen.
Das war bestimmt nicht leicht etwas zu finden, dass all diese Wünsche kombiniert?
Ja, ich hatte beim Suchen – oder besser gesagt beim Finden – viel Glück. Denn schon im Oktober 2015 begann ich mein duales Studium zum Bauingenieur an der HWR Berlin am Campus Lichtenberg. Die sechs Semester liefen blockweise ab. Es gab immer im Wechsel 12 Wochen Vorlesungen in Berlin und 12 Wochen Praxisphase im Unternehmen. Während der Praxisphasen musste ich weitere Arbeiten für die Vorlesungen anfertigen und in der letzten Praxisphase meine Bachelorarbeit schreiben.
Das klingt nach einem engen Zeitplan…
Ja, das stimmt. Allerdings ist das Studium an der HWR extra für die duale Ausbildung ausgelegt und berücksichtigt auch die Anforderungen der Unternehmen. Die Firma Groth & Co. hat mir allerdings auch Freiheiten während der Praxisphasen ermöglicht, wenn ich sie brauchte. So habe ich zunächst begleitend in der Bauleitung gearbeitet und erste Aufgaben übernommen, dann aber auch unter Aufsicht die ersten kleineren Baustellen selber geleitet. Nach dem Abschluss zum Bachelor of Engineering (B. Eng.) arbeite ich seit September 2018 als Bauleiter in Neustrelitz und bin für meine eigenen Baustellen ergebnisverantwortlich.
Was würden Sie jungen Abiturientinnen und Abiturienten oder Schülern und Schülerinnen mit Fachhochschulreife raten, die jetzt vor der Frage Ausbildung oder Studium stehen?
Beides! Definitiv. Dabei gibt es aber verschiedene Möglichkeiten. Beispielsweise das duale Studium, bei dem man sowohl einen Ausbildungsberuf erlernt, als auch das Studium zum Bauingenieur absolviert. Oder so, wie ich es gemacht habe. Erst die Ausbildung und dann das Studium des Bauingenieurwesens. Auf beiden Wegen lernt man die Abläufe und Prozesse im Unternehmen kennen und kann das bauingenieurtechnische Wissen aus dem Studium direkt in der Praxis einsetzen.